M11 Der Wahrscheinlichkeitsbegriff: Unterschied zwischen den Versionen

Aus RSG-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „Ein wichtiger Begriff bei Berechnungen ist die '''Laplace-Wahrscheinlichkeit'''. [https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre-Simon_Laplace Laplace] führte bei gleic…“)
 
Zeile 11: Zeile 11:
 
2. <math>P(\Omega)=1</math>
 
2. <math>P(\Omega)=1</math>
  
3. Sind zwei Ereignisse A und B unvereinbar <math>A \cap B=\lbrace \rbrace</math>, dann ist <math>P(A \cup B)=P(A)+P(B)</math>.
+
3. Sind zwei Ereignisse A und B unvereinbar <math>A \cap B=\lbrace \rbrace \rbrace</math>, dann ist <math>P(A \cup B)=P(A)+P(B)</math>.
  
 
{{Merke|1=Zwei Ereignisse Ereignisse A und B  heißen unvereinbar, wenn  <math>A \cap B=\lbrace \rbrace</math> ist. }}
 
{{Merke|1=Zwei Ereignisse Ereignisse A und B  heißen unvereinbar, wenn  <math>A \cap B=\lbrace \rbrace</math> ist. }}
Zeile 27: Zeile 27:
  
 
3. <math> P(E_1 \cup E_2) = P(E_1)+P(E_2)</math>, wenn <math>E_1\cap E_2 = \lbrace \rbrace</math>    }}
 
3. <math> P(E_1 \cup E_2) = P(E_1)+P(E_2)</math>, wenn <math>E_1\cap E_2 = \lbrace \rbrace</math>    }}
 +
 +
Man sieht, dass die Axiome von Kolmogorow sich sehr stark an die Eigenschaften der Laplace-Wahrscheinlichkeiten anlehnen. Nur geht es hier um die geforderten Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeitsfunktion P, die hiermit jedem Ereignis eine Wahrscheinlichkeit P(E) zuordnet. Die Funktion P muss diese drei Axiome erfüllen, dann ist sie eine Wahrscheinlichkeitsfunktion.
 +
 +
Beispiele: 1. Werfen eines Laplace-Würfels<br>
 +
Die Wahrscheinlichkeiten beim Laplace-Würfel für die möglichen Ergebnisse 1, 2, 3, 4, 5, 6 sind jeweils <math>P(\lbrace 1  \rbrace)= P(\lbrace 2 \rbrace)=P(\lbrace 3 \rbrace)=P(\lbrace 4 \rbrace)=P(\lbrace 5 \rbrace)=P(\lbrace 6 \rbrace)=\frac{1}{6}</math><br>
 +
Die Axiome von Kolmogorow sind erfüllt:<br>
 +
1. <math>p(E) \ge 0</math><br>
 +
2. <math>P(\Omega)=P(\lbrace 1,2,3,4,5,6 \rbrace)=\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}=1</math><br>
 +
3. Die Ergebnisse sind unvereinbare Ereignisse, es gilt hier die Summenformel.<br>
 +
Also hat man eine Wahrscheinlichkeitsfunktion P, die jedem Ergebnis (Elementarereignis) die Wahrscheinlichkeit <math>\frac{1}{6}</math> zuordnet.
 +
 +
2. Werfen eines "gezinkten" Würfels<br>
 +
Man hat einen Würfel mit den Augenzahlen 1,2,3,4,5,6 und <math>P(\lbrace 1  \rbrace)= P(\lbrace 2 \rbrace)=P(\lbrace 3 \rbrace)=P(\lbrace 4 \rbrace)=P(\lbrace 5 \rbrace)=0,1</math> und <math>P(\lbrace 6 \rbrace)=0,5</math><br>
 +
Auch hier sind die Axiome von Kolmogorw erfüllt:<br>
 +
1. <math>P(E)\ge 0</math><br>
 +
2. <math> P(\Omega)=P(\lbrace 1,2,3,4,5,6 \rbrace)=0,1+0,1+0,1+0,1+0,1+0,5=1</math><br>
 +
3. Die Ergebnisse sind unvereinbare Ereignisse, es gilt hier die Summenformel.<br>
 +
 +
3. Werfen eines "exotischen Würfels"<br>
 +
Man hat einen Würfel mit den Augenzahlen 1,2,3,4,5,6 und <math>P(\lbrace 1  \rbrace)= P(\lbrace 2 \rbrace)=P(\lbrace 3 \rbrace)=P(\lbrace 4 \rbrace)=P(\lbrace 5 \rbrace)=0,15</math> und <math>P(\lbrace 6 \rbrace)=0,2</math><br>
 +
Hier ist das 2. Axiom von Kolmogorw nicht erfüllt:<br>
 +
2. <math> P(\Omega)=P(\lbrace 1,2,3,4,5,6 \rbrace)=0,15+0,15+0,15+0,15+0,15+0,2=0,95</math><br>
 +
P ist keine Wahrscheinlichkeitsfunktion. Diesen Würfel gibt es nicht!
 +
  
  

Version vom 25. April 2021, 16:37 Uhr

Ein wichtiger Begriff bei Berechnungen ist die Laplace-Wahrscheinlichkeit. Laplace führte bei gleichwahrscheinlichen Ergebnissen die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses E aals

       Anzahl der für E günstigen Ergebnisse
P(E)= ---------------------------------------
       Anzahl aller Ergebnisse


Als Eigenschaften der Laplace-Wahrscheinlichkeit erhält man:

1. P(E) \ge 0

2. P(\Omega)=1

3. Sind zwei Ereignisse A und B unvereinbar A \cap B=\lbrace \rbrace \rbrace, dann ist P(A \cup B)=P(A)+P(B).

30px   Merke

Zwei Ereignisse Ereignisse A und B heißen unvereinbar, wenn A \cap B=\lbrace \rbrace ist.


Über 200 Jahre später definierte Kolmogorow Wahrscheinlichkeiten über seine Axiome zur Wahrscheinlichkeitsfunktion.

Maehnrot.jpg
Merke:

Axiomensystem von Kolmogorow

Eine Funktion P, die jeder Teilmenge E einer Ergebnismenge \Omega eine reelle Zahle P(E) zuordnet heißt Wahrscheinlichkeitsfunktion oder Wahrschlichkeitsverteilung, wenn die drei Bedingungen erfüllt sind:

1. P(E) \ge 0

2. P(\Omega) = 1

3.  P(E_1 \cup E_2) = P(E_1)+P(E_2), wenn E_1\cap E_2 = \lbrace \rbrace

Man sieht, dass die Axiome von Kolmogorow sich sehr stark an die Eigenschaften der Laplace-Wahrscheinlichkeiten anlehnen. Nur geht es hier um die geforderten Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeitsfunktion P, die hiermit jedem Ereignis eine Wahrscheinlichkeit P(E) zuordnet. Die Funktion P muss diese drei Axiome erfüllen, dann ist sie eine Wahrscheinlichkeitsfunktion.

Beispiele: 1. Werfen eines Laplace-Würfels
Die Wahrscheinlichkeiten beim Laplace-Würfel für die möglichen Ergebnisse 1, 2, 3, 4, 5, 6 sind jeweils P(\lbrace 1  \rbrace)= P(\lbrace 2 \rbrace)=P(\lbrace 3 \rbrace)=P(\lbrace 4 \rbrace)=P(\lbrace 5 \rbrace)=P(\lbrace 6 \rbrace)=\frac{1}{6}
Die Axiome von Kolmogorow sind erfüllt:
1. p(E) \ge 0
2. P(\Omega)=P(\lbrace 1,2,3,4,5,6 \rbrace)=\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}+\frac{1}{6}=1
3. Die Ergebnisse sind unvereinbare Ereignisse, es gilt hier die Summenformel.
Also hat man eine Wahrscheinlichkeitsfunktion P, die jedem Ergebnis (Elementarereignis) die Wahrscheinlichkeit \frac{1}{6} zuordnet.

2. Werfen eines "gezinkten" Würfels
Man hat einen Würfel mit den Augenzahlen 1,2,3,4,5,6 und P(\lbrace 1  \rbrace)= P(\lbrace 2 \rbrace)=P(\lbrace 3 \rbrace)=P(\lbrace 4 \rbrace)=P(\lbrace 5 \rbrace)=0,1 und P(\lbrace 6 \rbrace)=0,5
Auch hier sind die Axiome von Kolmogorw erfüllt:
1. P(E)\ge 0
2.  P(\Omega)=P(\lbrace 1,2,3,4,5,6 \rbrace)=0,1+0,1+0,1+0,1+0,1+0,5=1
3. Die Ergebnisse sind unvereinbare Ereignisse, es gilt hier die Summenformel.

3. Werfen eines "exotischen Würfels"
Man hat einen Würfel mit den Augenzahlen 1,2,3,4,5,6 und P(\lbrace 1  \rbrace)= P(\lbrace 2 \rbrace)=P(\lbrace 3 \rbrace)=P(\lbrace 4 \rbrace)=P(\lbrace 5 \rbrace)=0,15 und P(\lbrace 6 \rbrace)=0,2
Hier ist das 2. Axiom von Kolmogorw nicht erfüllt:
2.  P(\Omega)=P(\lbrace 1,2,3,4,5,6 \rbrace)=0,15+0,15+0,15+0,15+0,15+0,2=0,95
P ist keine Wahrscheinlichkeitsfunktion. Diesen Würfel gibt es nicht!


Was macht man, wenn A und B nicht unvereinbar sind?

Das Ereignisdiagramm schaut dann so aus:
Schnittmenge.jpg
Hier sieht man, dass in der Schnittmenge A \cap B alle Elemente sind, die sowohl in A als auch in B vorkommen. In der Vereinigungsmenge A \cup B werden diese Elemente für P(A) und P(B) jeweils gezählt, sie werden doppelt gezählt. Um dies zu korrigieren, muss man die Elemente der Schnittmenge einmal abziehen.

30px   Merke

Für Ereignisse A und B, die nicht unvereinbar sind (A\cap B\ne \lbrace \rbrace) gilt:

P(A\cup B)=P(A) + P(B) - P(A\cap B)