Tugenden einst und heute oder: War der Ritter Sepp a Depp?

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Tugenden einst und heute oder: War der Ritter Sepp a Depp?


Heute "strecken" wir die Deutschstunde etwas. Zwischen dem Lesen der Fragen, dem Anhören des Liedes und der Beantwortung der Fragen dürft ihr ruhig einige Zeit vergehen lassen.


1. Lest euch zunächst (noch ohne Textbezug) folgende Fragen durch:

a) Welche Erziehung erhielten Sepps Brüder?

b) Welche Lebensweise bevorzugte der kleine Sepp?

c) Welche Konsequenzen hatten die unterschiedlichen Lebensformen für die Brüder und für den Sepp?

d) "Schon dem kleinen Ritterknaben/Fehlten alle Geistesgaben": Erkläre, was damit gemeint ist und erläutere dann, ob dieses Defizit aus mittelalterlicher Sicht für einen Ritter schwer wog.

e) Begründe, warum Sepp aus mittelalterlicher Sicht "a Depp" war!

f) Erkläre, warum sich die Brüder aus mittelalterlicher Sicht wie echte Ritter verhielten.

g) Ist der Sepp aus heutiger Sicht für dich "a Depp"? Begründe deine Antwort.


2. Ruft nun auf euerem Handy/Smartphone auf youtube auf: Fredl Fesl, Der edle Ritter Sepp und hört euch die Ballade an!


3. Danach könnt ihr ruhig eine Pause machen. Anschließend bearbeitet ihr aus der Erinnerung an das Gehörte die obigen Fragen schriftlich ins Heft (die Fragen braucht ihr nicht nochmals abschreiben)


Lösungsvorschläge:

a) Sepps Brüder durchliefen die Ausbildung zum Ritter nach den entsprechenden Regeln ihrer Zeit: Sie lernten die Kampftechniken, die ein Ritter beherrschen musste, und wandten diese auch an.

b) Sepp bevorzugte fern vom Hofe ein friedliches Dasein als Hüterbub mit den Tieren und spielte unbefangen mit Mädchen. Später widmete er sich dem Minnegesang.

c) Die Brüder wurden durch den Schwertkampf schon früh erheblich verletzt bzw. verstümmelt. Sepp dagegen verfügte aufgrund seiner guten Konstitution und seines zurückgezogenen Lebens in freier Natur über eine ungefährdete, robuste Gesundheit. Beide Brüder fielen früh in fremdem Land bei kriegerischen Auseinandersetzungen, weswegen Sepp, der wegen seiner mangelnden Ausbildung in ritterlichen Kampftechniken zu Hause bleiben musste, als einzig überlebender Erbe in den Besitz ihrer Burgen kam.

d)Sepp war von überschaubarer Intelligenz, bodenständig ausgedrückt: dumm. Das war zwar bedauerlich, für den Waffenruhm eines Ritters aber nicht unbedingt hinderlich, denn ein Ritter hatte in erster Linie mutig zu sein und zu wissen, wie man ein Schwert sicher und gewandt führt. Ein reger Geist war nicht unbedingt als herausragende Rittertugend gefordert.

e) Sepp wäre wohl in den Augen seiner Zeitgenossen "a Depp" gewesen, da er, obwohl aus ritterlichem Geschlecht, nicht am höfischen Leben teilnahm und ein einfaches, ruhmloses Dasein einem Leben als Ritter vorzog. Da er nie an einem Kampf teilnahm, konnte er auch keinen Heldenstatus erlangen, also seinem Namen keine Ehre machen, wie man dies von einem echten Ritter erwartete.

f) Sepps Brüder hingegen verhielten sich von Jugend an gemäß dem ritterlichen Ehrenkodex: Sie durchliefen die für einen Ritter geforderte Erziehung und kämpferische Ertüchtigung und zogen später als Kreuzritter ins Heilige Land.

g) individuelle Antworten. Pro Sepp z.B.: Folgen seiner Lebensweise: langes, friedliches Leben im Kreise einer großen Familie, gefahrloses Dasein, da Vermeiden von Risiken, friedliche Einstellung, gute Wahl der Partnerin und deshalb Eheglück, dazu materiell durch das Erbe der Brüder abgesichert: insgesamt ein zwar unspektakuläres, unauffälliges und biederes, aber von keinen Widrigkeiten bzw. Gefahren bedrohtes Leben, Bescheidenheit in Kreise der Lieben wiegt ihm stärker als Ruhm und Ehre, menschlich nachvollziehbar. (Auch Contra-Argumente sind möglich!)