Totenkult

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Dia de los Muertos


"Der Kult des Todes ist, wenn er tiefgründig und vollkommen ist,

auch ein Kult des Lebens. Beide sind untrennbar. Eine Kultur, die den Tod verleugnet, verleugnet auch das Leben."

aus: Octavio Paz,Das Labyrinth der Einsamkeit


Calavera catrina.jpg
































Als die kastilianischen Eroberer Anfang des 16. Jahrhunderts an der mexikanischen Küste landeten und das Reich der Azteken eroberten, trafen zwei Kulturen aufeinander, deren Vorstellungen von Tod und Jenseits sich erstaunlich ähnlich waren. Im spätmittelalterlichen Europa war der Tod ein selbstverständlicher Teil des Alltagslebens und der „Sensenmann“ das Symbol für die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. La danse macabre, der Totentanz, war das verbreitetste Genre im europäischen Theater dieser Zeit. Ebenso wie in Kunst und Dichtung wurde der Tod auch im Alltagsleben oft angesprochen. Auch für die Azteken, die damals den größten Teil des heutigen Mexiko beherrschten, war die Gegenwart des Todes eine Selbstverständlichkeit. Die Götter, so glaubten die Azteken, hatten sich selbst geopfert, um die Welt und die Menschen zu erschaffen, im Gegenzug mussten Menschen geopfert werden, um das Leben der Götter zu erhalten und das menschliche Leben auf der Erde zu sichern. Sie veranstalteten Kämpfe, um möglichst viele Kriegsgefangene nach Hause zu führen. Die besiegten Gegner fanden dann den Opfertod auf einer der Tempelpyramiden der aztekischen Städte. Zu besonders wichtigen Anlässen und in Krisenzeiten konnte die Zahl der so Geopferten in die Tausende gehen. Angeblich waren diese jedoch meistens stolz darauf, geopfert zu werden, da sie als Geschenke der Götter galten. Hierbei lässt sich schon erkennen, dass der Tod keineswegs ein düsteres Ereignis für die Azteken war.

Bei so vielen Anknüpfungspunkten wundert es nicht, dass die alten aztekischen Totenfeste nach der Eroberung des Landes nicht in Vergessenheit gerieten. Allerdings finden die Feierlichkeiten nicht mehr ursprünglich im Sommer statt, sondern wurden auf den Termin des christlichen Allerheiligen verlegt. Während man im europäischen Raum trauernd und schwarz gekleidet sich Allerseelen widmet, feiern die Mexikaner ein Fest der Freude. Den día de los Muertos. Den Tag der Toten, der wichtigste mexikanische Feiertag. Der Aufwand, der betrieben wird, ist mit der Europäischen Adventszeit zu vergleichen oder mit dem amerikanischen Halloween. Die Feier in ihrer traditionellen Form gilt als bedroht, weil sie nach und nach von dem Halloween-Brauch aus Nordamerika beeinflusst wird. Mit dem hat der Tag der Toten aber außer der allgemeinen Thematik nur wenig gemeinsam. An diesem Familienfest – so besagt der mexikanische Volksglaube – kehren die Seelen der Verstorbenen zurück, um den Hinterbliebenen einen Besuch abzustatten. So wie die Lebenden von nah und fern anreisen, müssen auch die Verstorbenen zunächst den Weg nach Hause finden. Um diesen Weg zu kennzeichnen, befestigen die Familienmitglieder Laternen an ihren Häusern und legen von den Gräbern der Toten einen Weg aus Kerzen und Blumen zu ihnen nach Hause. Das Zentrum der Festlichkeiten ist der Ofrenda. Der Opferaltar. Er wird mit Büten beschmückt. Wichtig sind vor allem Ringelblumen, da sie die Lieblingsblumen der Göttin der Erde und Wächterin der Gräber sind. Eine aus Palmblättern geflochtene Matte soll den Seelen als Ruhestätte dienen und es wird ein großer Aufwand betrieben, damit es den Verstorbenen bei ihrem Besuch an nichts fehlt. Neben einer Unmenge unterschiedlicher Speisen, alkoholischer Getränke und Zigaretten, Süßwaren und Spielzeug dürfen auch diverse weitere Gegenstände auf keinem Totenaltar fehlen. Als Erfrischung nach der langen Reise aus dem Reich der Toten wird den Seelen frisches Wasser dargeboten. Speziell zum Día de los Muertos wird ein süßes, rundes Hefebrot mit Anis gebacken, das mit allerlei bunten Todessymbolen verziert wird. Die Opfergaben fallen je nach finanzieller Lage der Familie natürlich mehr oder weniger üppig aus. Die Feier selbst ist zwar familiär, jedoch kann es passiernen, dass mehr als hundert Personen teilnehmen. Je mehr Menschen an den Tagen zu Besuch kommen, desto geehrter fühlen sich die Seelen der Toten. Da das Fest natürlich auch Freude bereiten soll, wird ihre Ankunft mit üppigem Essen, Bier und Tequila gefeiert. Umzüge mit Wagen und zu Skeletten verkleideten Menschen spielen eine große Rolle. Sie werden von Mariachi-gruppen und Tänzern begleitet. Eines der auffälligsten Merkmale jedoch dieses Festes sind die allgegenwärtigen Totenköpfe. Es boomt die Süßwarenindustrie. Überall bieten sie die calaveras de dulce an. Die süßen Totenköpfe, die bereits von den Azteken aus Amaranth und Honig hergestellt wurden. Sie bestehen meist aus Zuckerguss, Schokolade oder Marzipan mit grell-bunten Verzierungen. Sie werden oft – mit dem Namen des Beschenkten versehen - unter Freunden oder an Kinder verschenkt: Dies hat jedoch nicht zur Bedeutung, dass die entsprechende Person bald sterben wird, sondern ist eine freundschaftliche Geste und dem Glauben nach ein Zeichen, dass die Freundschaft oder die Liebe über den Tod hinaus anhalten wird.

Nach dem Empfang der verstorbenen Seelen am Abend ziehen die Mexikaner in der Dunkelheit gemeinsam mit den Toten auf die Friedhofsgräber, um dort bei den Toten Nachtwache zu halten. Für das Familienpicknick auf dem Friedhof stürzen sich viele in große Unkosten, es werden kostspielige Mahlzeiten vorbereitet für die Lebenden wie für die Toten. Für die Toten ist das Beste gerade gut genug, alles muss frisch und neu sein. Viele Kinder springen dabei zwischen den Gräbern umher und spielen Fangen und Verstecken. Die Stimmung auf dem Friedhof ist ausgelassen und fröhlich: „Die Lichter der Kerzen und Lagerfeuer, die zum Wärmen angezündet wurden, und die sich ausbreitenden Schwaden des überall brennenden Copals erzeugen eine Atmosphäre, die eher an ein freudiges Familientreffen, als an einen düsteren Ort des Todes erinnert“ berichtet Hernández. Dieses Spektakel dauert an bis Mitternacht, denn dann ist für die Verstorbenen die Zeit gekommen, ins Jenseits zurückzukehren. Es wird sich verabschiedet bis zum nächsten Día de los Muertos, wenn die Toten wiederkehren. Um diese Aufwendungen und schon lang währenden Traditionen zu Ehren, wurde das Fest 2003 von der UNESCO als "Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit" aufgenommen.


Las calaveras literarias

Ein wesentlicher Bestandteil des día de los muertos ist nicht nur die humorvolle und gleichzeitig intime Auseinandersetzung mit dem Tod und den Verstorbenen, sondern auch künstlerische und kritische Narrenfreiheit. In den calaveras literarias wird anhand von Versen, Romanzen und Liedern über Freunde und Feinde geschrieben. Aber vor allem auch über Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sie werden so verfasst als schriebe man über Verstorbene.

Als eine der bekanntesten calaveras literarias sei folgende genannt:

                     Mujeres juntas, ni difuntas!
                     dijo la catrina llevándose a su galán,
                     es más fácil que lloremos juntas
                     que éste se pase de patán!
                     Al fin que pa' morir nacimos
                     llegó la flaca y de un jalón
                     y nosotros ya la hicimos
                     vamonos para el panteón.
                     Una noche en el panteón
                     llegó la catrina y gritó
                     Ahí viene Mariano
                     con un palo en la mano.
La calavera catrina.jpg

La calavera Catrina

Die berühmte Skelett-Dame La Catrina stellt eine bedeutsame Figur im Rahmen des día de los muertos dar: Mexikaner verkleiden und schminken sich wie die typische La Catrina. Auch in Deutschland verkleiden man sich gern an Halloween wie Catrina.

• Hut

            weiß, weit, mit Rüschen besetzt, Mohnblumen und Straußenfedern 

• Kleid

            weiß, mit einem seitlichen schwarzen Streifen 

• Schminke

            weiß, mit schwarzer Farbe Augenhöhlen und Nasenöffnungen hervorgehoben, Mund eines Totenschädels mit entblößten Zähnen 
            und sarkastischem  Gesichtsausdruck dargestellt. 


La ofrenda

La ofrenda.jpg


Jede Familie errichtet einen Totenaltar mit Opfergaben zu Ehren der Verstorbenen.

  • Tisch mit schön besticktem Tischtuch
  • Scherenschnittbilder vorne, seitlich oder darüber aufgehängt
  • Cempasuchil-Blüten auf den Altar gestreut bzw. auch Blumengirlanden
  • Kerzen, um den Verstorbenen anzulocken
          (rot = Schmerz, weiß = Hoffnung, lila = Feier)
  • Copal (Rauchharz aus Bäumen, ähnlich wie Weihrauch sehr geruchsintensiv)
  • in der Tischmitte stehen die Opfergaben für den Toten:
          -Lieblingsessen des Verstorbenen, pan de muerto(Totenbrot)
          -Calaveras de dulce (Totenköpfe aus Zuckerguss)
          -mole (Schokoladensoße)
          -Früchte sowie Lieblingsgetränk(e) des Verstorbenen, 
          -Foto(s) und Gegenstände des Verstorbenen, z.B. Kleidung,Zigaretten etc.
          -Seife, Wasser, Handtuch (zur Erfrischung)
          -Salz (Reinigungssymbol)
          -Stuhl für den Verstorbenen


Quellen: http://www.brauchwiki.de/El_d%C3%ADa_de_los_muertos_-_der_Tag_der_Toten_in_Mexiko http://www.bongard.net/blog/2007/02/19/dia-de-los-muertos/ http://www.mexiko-lindo.de/themenpool/sitten-braeuche-und-traditionen/259-dia-de-los-muertos-der-tag-der-toten.html